Koffein und Stress - ein untrennbares Duo.

Koffein und Stress - ein untrennbares Duo.

Stell dir vor, du wachst durch ein tiefes, gutturales Brüllen auf. Noch verschlafen drehst du dich um und schaltest das Licht ein. Da steht ein Tiger in deinem Zimmer, der seine Zähne fletscht und bereit ist, dich anzuspringen, dir die Kehle aufzureißen und dein Blut im ganzen Zimmer zu versprühen. Bist du noch schläfrig?

Auf keinen Fall. Dein Blutdruck ist innerhalb von Sekundenbruchteilen durch die Decke gegangen, dein Herz rast, deine Pupillen sind geweitet, Adrenalin rauscht durch deinen Körper, deine Muskeln werden mit Blut geflutet und deine Hände sind schweißnass. Dieser Stress macht dich bereit zu kämpfen - oder wegzurennen.

Okay - dieses Szenario wird dir wohl kaum passieren, es sei denn, du bist die eine Hälfte eines berühmt-berüchtigten Magier-Duos aus Las Vegas oder ein verrückter Ex-Profiboxer, der ebenfalls in Las Vegas lebt (Im Ernst? Lasst die Tiger im Dschungel, Leute!). Doch wenn du über 16 Jahre alt bist und einem normalen Job nachgehst (wie ihr alle da draußen), ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du dir täglich ein solch unangenehmes Aufwach-Erlebnis gönnst. 

Wovon zum Teufel rede ich da?

Was hat Koffein mit Tigern gemeinsam?

Koffein wirkt im menschlichen Körper als Stimulans, indem es die Aktivität des zentralen Nervensystems und des Sympathikus erhöht. Letzterer wird normalerweise mit Stress und der so genannten "Kampf- oder Flucht"-Reaktion auf Bedrohungen in Verbindung gebracht. 

Der Grund, warum du dich nach dem Trinken eines doppelten Espressos wach fühlst, ist, dass das Koffein im Kaffee die Aktivität des Sympathikus erhöht. Dein Herz schlägt schneller und härter, dein Blutkreislauf wird angeregt, deine Pupillen weiten sich und deine Hände beginnen zu schwitzen - kurzum, du bist gestresst. Da Koffein deinen Sympathikus aktiviert, hat es im Grunde dieselbe Wirkung auf deine Physiologie wie ein Tiger, der in deinem Zimmer steht und bereit ist, dich zu lynchen. Der doppelte Espresso macht dich bereit, gegen das Biest zu kämpfen oder vor ihm wegzulaufen. Das ist wohl kaum der Zustand, in dem du dich direkt nach dem Aufwachen befinden möchtest, oder?

Was ist Koffein und woher kommt es?

Koffein kann aus den Blättern und Früchten einer Vielzahl von Pflanzen wie Kaffee, Tee, Mate, Guarana und sogar Kakao gewonnen werden. Viele haushaltsübliche Lebensmittel und Getränke enthalten Koffein, z. B. Schokolade, Softdrinks und Energiegetränke. Koffein ist auch in einigen rezeptfreien Medikamenten wie Hustensaft und Diätpillen enthalten.

Warum tun wir uns das an? Die Vorteile des Koffeinkonsums.

Koffein wäre wohl kaum die am häufigsten konsumierte Droge der Welt, wenn es nicht auch Vorteile hätte. Der häufigste Grund, warum Menschen Koffein konsumieren, ist, um trotz Müdigkeit wach zu bleiben, zum Beispiel im Büro (Kaffee und Tee) oder beim Ausgehen (Energydrinks). Mit der Zeit wird Koffein jedoch so zur Gewohnheit, dass wir gar nicht mehr wissen, warum wir es wollen, es wird einfach Teil unserer Routine. Morgens erstmal eine Tasse Kaffee! 

Koffeinabhängigkeit ist echt!

Natürlich sprechen wir selten von einer echten physiologischen Sucht, aber genau das ist die Diagnose. Ähnlich wie bei den Ausreden, die Raucherinnen und Raucher benutzen, spielen wir herunter, WIE süchtig wir sind. "Ich brauche keinen Kaffee nicht - ich will ihn nur", "Ich bin nicht süchtig, ich liebe nur den Geschmack". HAHA. Ich glaube, dass die meisten Menschen einfach deshalb weiter Koffein konsumieren, weil sie einmal damit angefangen haben. Genau wie beim Rauchen. Natürlich sind die Nachteile einer Koffeinsucht nicht so offensichtlich wie Lungenkrebs, Unfruchtbarkeit und amputierte Beine - das heißt aber nicht, dass es keine Nachteile hat, wenn man sich ständig mit Koffein aufputscht und damit seinen Stresspegel ständig durch die Decke schießt.

Die Nachteile eines regelmäßigen Koffeinkonsums

Koffein hat eine Reihe von pharmakologischen Wirkungen. Geringe Dosen von Koffein können dir helfen, dich energiegeladen und konzentriert zu fühlen. In hohen Dosen macht es dich jedoch gestresst, nervös, unruhig und ängstlich und erschwert dir mit Sicherheit das Einschlafen. Neben Adrenalin erhöht Koffein auch die Ausschüttung von Cortisol, dem berüchtigten Stresshormon. Trotz dieser negativen Auswirkungen ist es vor allem unter Büroangestellten üblich, zu viel Koffein zu konsumieren, was zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen führen kann, insbesondere im Hinblick auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden.

Depressionen

Koffeinkonsum kann Angstzustände und Depressionen verschlimmern. Laut einer 2016 veröffentlichten Studie wurde ein erhöhter Koffeinkonsum mit höherem Gewicht, schlechterer Leistung in der Schule und einem erhöhten Risiko für Depressionen bei 234 Schülern in Korea in Verbindung gebracht. Anhand des Beck Depression Inventory (BDI), des Beck Anxiety Inventory (BAI) und der Insomnia Severity Scale (Skala für den Schweregrad der Schlaflosigkeit) wurde der Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und negativen Konsequenzen untersucht. Die Studie ging sogar so weit, dass sie Koffein für Jugendliche als “unsicher” erklärte. 

Kopfschmerzen

Eine Studie aus dem Jahr 2004 ergab, dass Koffeinkonsum ein Risikofaktor für anhaltende tägliche Kopfschmerzen sein kann, unabhängig von der Art der Kopfschmerzen.

Magenbeschwerden

Koffein erhöht die Sekretion von Magensäure, was zu Magenbeschwerden oder Sodbrennen führen kann.

Schlaflosigkeit

Koffein, das drei bis sechs Stunden vor dem Schlafengehen konsumiert wird, kann den Schlaf empfindlich stören. Koffein kann die leicht messbare Gesamtschlafdauer um mehr als eine Stunde verkürzen, wenn es bis zu 6 Stunden vor dem Schlafengehen konsumiert wird.

Schlafzyklus und Konzentration

Koffein kann nicht nur am Tag des Konsums, sondern auch insgesamt deinen Schlafrhythmus stören. Schlafentzug ist kumulativ, und selbst winzige nächtliche Reduzierungen über einen längeren Zeitraum können sich zu Problemen mit der Wachsamkeit und Leistungsfähigkeit tagsüber summieren.

Geringere Wahrnehmung von Süße

In einer Studie des Lebensmittel-Instituts der Cornell University aus dem Jahr 2017 wurde gezeigt, dass Koffein unsere natürliche Fähigkeit, Süße in Lebensmitteln oder Getränken wahrzunehmen, verringert. Dies führt bei den meisten Kaffeetrinkern zu einem massiven Anstieg des Zuckerkonsums, da hohe Dosen Zucker einfach "unter dem Radar durchfliegen" und nicht annähernd so süß erscheinen, wie wenn man die gleiche Menge Zucker z.B. in einem Glas warmem Wasser verrührt trinken würde. 

Wechsle zu Kakao für einen stressfreien Morgen

Kakao ist eine super Alternative zu Kaffee, Tee und Energydrinks am Morgen, weil er sehr wenig Koffein enthält und dich trotzdem konzentriert und wach macht. Außerdem schmeckt Kakao fantastisch und bietet ein echtes aromatisches Highlight am Morgen, so wie du es von Kaffee gewohnt bist.

90% weniger Koffein als Kaffee

Eine Tasse reine Kakaomasse (zubereitet mit 1 Quadrat unserer 100% puren Kakaotafeln) enthält nur etwa 10% der Koffeinmenge, die in einer Tasse Filterkaffee enthalten ist. Wenn du also auf Kakao umsteigst, musst du nicht gleich einen kalten Entzug durchmachen, sondern bekommst immer noch ein bisschen Koffein in dein System, um den Heißhunger deines Gehirns zu stillen. 

Tipp für echte Junkies: Ersetze jede zweite Tasse Kaffee, um einen “normalen” Koffeingehalt zu erreichen

Wenn du nicht ganz mit dem Kaffeetrinken aufhören kannst oder willst (ich gehöre selbst zu diesen Fällen), wird die Einführung von Kakao in dein Arsenal an Heißgetränken deinen Koffeinkonsum garantiert auf eine überschaubare Menge reduzieren. Ich selbst habe meinen Kaffeekonsum von 8 Tassen Kaffee pro Tag in meinem alten Job auf 1-2 Tassen Kaffee pro Tag zurückgeschraubt und habe damit die Abwärtsspirale einer ausgewachsenen Koffeinsucht durchbrechen können. Ich zähle mich mittlerweile als “Genusstrinker".

Ich trank während des Schreibens: Virunga aus der DR Congo 🇨🇩


2 Kommentare


  • Jonas Wind

    Hey Helmut,

    freut mich, dass du mit Zichorien- und Lupinen-Pulver eine Alternative für Kaffee gefunden hast! Die trinke ich auch manchmal, wenn mir nicht nach Kakao ist :)


  • Helmut

    Ich ersetze den Kaffe durch Getreidekaffee, Zichorien und Lupinen Instant Kaffee. So komme ich auf meine 2 Tassen normalen Kaffee und nicht auf 6-7 Tassen. Ist ein guter Ersatz da er ein bisschen nach Kaffee schmeckt und mit einen Löffel braunem Zucker und ein Löffel Schlagobers ein echter Genuss ist.


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